In meinem letzten Blog-Artikel habe ich Dir über die Kraft der Pausen erzählt. Ich habe Dir aufgezeigt, wie Du Dein Muli durch Pausen motivieren kannst Neues zu lernen. Wie Dein Muli einfach uns schneller lernt, sich selber belohnt und so ganz nebenbei lernt sich selber zu regulieren.
Hier findest Du den Blogartikel «Mach mal Pause – 3 Gründe warum Pausen das Maultiertraining effektiver machen»
Die Lektion im richtigen Moment mit einer Pause zu beenden kann also wahre Wunder bewirken. Aber ich möchte ja nicht immer die Lektion komplett unterbrechen. Wie kann ich meinem Muli trotzdem zeigen, dass es das Richtige macht? Ein «Du machst das toll, weiter so!» – also ein Zwischending zwischen Pause und Einwirkung wäre toll.
Und genau darum geht es in diesem Blog-Artikel:
Das Training mit Deinem Muli ist eine permanente Kommunikation, ein Frage-und-Antwort-Spiel.
Deine Signale sind die Fragen auf die Dein Muli antwortet. Ist die Antwort richtig gibt es sofort ein kurzes Aussetzen der Hilfen. Man könnte sagen eine Mikro-Pause. Das ist die Bestätigung und Belohnung für die richtig gelöste Aufgabe.
Training ist Kommunikation
Nun besteht eine Lektion, zum Beispiel Rückwärtsgehen nicht nur aus einer Frage, sondern aus ganz vielen Fragen. Bis Dein Muli einige Schritte rückwärts gegangen ist, musste es alle Fragen richtig beantworten. Und auf jede richtige Antwort gibt es eine Bestätigung.
So weit so klar?
Teile jede Lektion in Teilschritte auf
Die Umsetzung ist ganz simpel: Bleiben wir beim Rückwärtsgehen und zwar vom Sattel aus. Ich möchte also aus dem Schritt Anhalten und dann vier Tritte rückwärts gehen.
Diese Übung besteht für mich aus folgenden Einzelschritten, die alle einzeln belohnt werden:
- Weiches Nachgeben im Genick im Schritt – Nachgeben in der Hand
- Anhalten (idealerweise nur mit dem Sitz und ohne Zügeleinwirkung) – kurze Entspannung meines Körpers, wenn ich die Zügel noch annehmen musste, nachgeben in der Hand
- Weiches Nachgeben im Genick im Stand – Nachgeben in der Hand
- 1. Schritt zurück – Nachgeben in der Hand
- 2. Schritt zurück – Nachgeben in der Hand
- 3 Schritt zurück – Nachgeben in der Hand
- 4. Schritt zurück – Nachgeben in der Hand
- Pause
Wichtig ist, dass das Nachgeben SOFORT geschieht. Also wenn Dein Muli sich anschickt einen Schritt rückwärts zu gehen, oder nachzugeben im Genick. Das kleinste «Ja» wird sofort belohnt. Und die Hand gibt immer mehr nach als sie angenommen hat. Also wirklich grosszügig nachgeben!
In unserem Beispiel hat Dein Muli in einer einzigen Übung sieben Mal eine Bestätigung erhalten. Das motiviert ungemein und hilft ihm auch schwierigere oder anstrengendere Übungen zu meistern. Und für uns ist es kein Mehraufwand. Es ist wie so oft einfach eine Frage der Perspektive: Sehe ich eine Lektion als eine Einheit an oder eine Abfolge von einzelnen Aufgaben.
Ein entspanntes «Gespräch» ist wichtiger als eine Lektion abzuhaken
Ein weiterer Vorteil wenn Du eine Lektion mehr als ein Frage Antwort-Spiel siehst: Du kannst auch innerhalb einer Lektion reagieren und das «Gespräch» in die richtige Richtung lenken. Du kannst zum Beispiel auch nach einem Schritt rückwärts abbrechen und diesen feiern, wenn Du merkst, dass sich Dein Muli gerade sehr schwer tut. Lieber ein einzelner schöner Schritt als vier verspannte «vermurkste» Schritte. Oder Du könntest nochmals das Nachgeben abfragen zwischen den einzelnen Tritten, wenn das für Dein Muli hilfreich ist. Ich persönlich finde auch es nimmt Druck weg, das eine Lektion «perfekt» aufgeführt sein muss. So lange das Gespräch mit Deinem Muli einigermassen entspannt ist und in die richtige Richtung läuft ist doch alles bestens. Längerfristig bringt Dich das weiter als eine irgendwie erzwungene Lektion.
Dieses Prinzip kannst Du auf alle Lektionen anwenden, egal ob vom Boden oder vom Sattel aus.
Probiere es aus. Ich finde das Training wird viel einfacher wenn man es als Frage-Antwort-Spiel mit Belohnung aufbaut.
Ich wünsche Dir viel Spass mit Deinem Maultier.