Mit Pausen kannst Du das Training viel effektiver gestalten. Wie Du die Kraft der Pausen nutzen kannst möchte ich Dir in diesem Blog-Artikel erklären.
Ich möchte hier auf den mentalen Aspekt der Pausen eingehen. Natürlich sind Pausen auch wichtig zur körperlichen Erholung.
Warum sind Pausen so wichtig im Training?
- Dein Muli lernt in den Pausen
- Dein Muli sucht immer nach Komfort
- Durch Pausen lernt Dein Muli sich selber zu regulieren.
1. Dein Muli lernt in den Pausen
Dein Muli – wie Du übrigens auch – lernt in den Pausen. Ich habe das meinen Reitschülern einmal so erklärt, völlig unwissenschaftlich aber sie haben es verstanden.
Stell Dir vor das Hirn ist ein Warenlager. Nun wird ständig neue Ware angeliefert. Erst wenn die Anlieferung stoppt, hast Du Zeit die Ware in die richtigen Schubladen zu verstauen, damit Du sie wieder findest wenn Du sie brauchst. Ausserdem hat es dann wieder Platz für die neue Ware die angeliefert werden muss.
Wir machen das Training nicht effizienter, wenn dem Muli pro Einheit möglichst viel Input geben. Dein Muli lernt schneller und nachhaltiger, wenn Du ihm immer wieder Zeit einräumst, das neu Gelernte zu verarbeiten und ab zu speichern.
2. Dein Muli sucht immer nach Komfort
Einfach gesagt tut das Muli immer das was ihm im Moment Entspannung verspricht. Das klingt banal, aber wenn wir dies verstanden haben können wir unser Muli sehr erfolgreich und vor allem muli-gerecht trainieren. Entscheidend ist, das Dein Muli Komfort in der Arbeit mit Dir findet.
Was heisst das nun? Wenn Du Deinem Muli eine Aufgabe stellst, belohnst Du jeden Versuch diese Aufgabe zu lösen sofort mit einer Pause. Diese Pause kann kürzer oder länger sein, je nach dem was Dein Muli braucht. Wenn Du Dein Muli beobachtest wirst Du bald merken was Dein Muli braucht. Ziel ist, dass Dein Muli Komfort findet. Denn dieser ist DER Antrieb für Dein Muli nach der Lösung für eine Aufgabe zu suchen.
Es ist weder möglich noch sinnvoll, dass das Muli beim Training permanent entspannt ist. Im Gegenteil, um zu lernen ist eine gewisse Anspannung notwendig – der berühmte Schritt aus der Komfortzone. Wird es aber für diesen Schritt aus der Komfortzone und der damit verbundenen Anstrengung mit einer Pause belohnt, in der es wieder in den Komfort zurück darf, lernt das Muli mit diesen Anspannungen um zu gehen. Das Muli lernt, dass es in durch die Zusammenarbeit mit Dir Entspannung finden kann. Auch wenn eine Aufgabe schwierig ist und es sich gestresst fühlt, sucht es nach der Lösung – im Vertrauen darauf, dass seine Bemühungen zur ersehnten Entspannung führen wird.
Und damit kommen wir zum dritten Punkt:
3. Durch Pausen lernt Dein Muli sich selber zu regulieren
Wie gesagt, ein gewisses Mass an Stress gehört zum Leben. Sei es im Training oder aber auch bei einem Ausritt. Ja selbst auf der Weide wird sich Dein Muli nicht nur in totaler Entspannung und Glückseligkeit bewegen können.
Die Frage ist daher – ähnlich wie bei uns Menschen – wie geht Dein Muli mit dem Stress um. Ziel ist, dass Dein Muli lernt sich selber zu regulieren. Also dass es sich bei einer herausfordernden Situation nicht hochschraubt sondern weiss wie es wieder in die Entspannung kommen kann. Ein Muli, dass sich selber regulieren kann ist ein sicheres Muli. Abgesehen davon, dass sich das Muli so sein eigenes Leben leichter macht.
Was hat das nun mit den Pausen zu tun? Wenn Dein Muli die Erfahrung gemacht hat, dass es in einer herausfordernden Situation selber zur Entspannung finden kann in dem es bei Dir bleibt und nach einer Lösung sucht anstatt das Heil in Kampf oder Flucht zu suchen wird es immer öfter diesen Weg wählen. Es wird immer schneller umschalten können. Schaltet das Hirn vom Kampf und Flucht-Modus in den Ruhe-Modus schüttet das Hirn Dopamin-Ausschuss aus. Dieser Dopamin-Ausschuss empfindet das Pferd als angenehm. Es belohnt sich also selber. Und du weisst sicher, dass selbstbelohnendes Verhalten, das Verhalten ist dass sich am schnellsten festigt, egal ob bei Mensch oder Tier.
Hildegard war früher sehr angespannt beim Reiten. Sie ging durch die Hilfen, war aber nie gefährlich. Entspannen konnte sie nicht. Ich weiss noch wie ich früher am Ende einer Trainings-Einheit eine Viertelstunde ruhig auf ihr sass, bis sie erste kleine Entspannungs-Zeichen zeigte (Lippenlecken und Kauen). Wenn ich ihr nun nach einer anspruchsvolleren Lektion eine Pause gönne gähnt sie sofort ausgiebig. Ein Zeichen dass sie in den Ruhe-Modus kommt und ihr Hirn Dopamin ausschüttet.
Vor zwei Wochen bin ich mit Hildegard ausgeritten. Das Schwierigste bei Hildegard ist an Kühen und vor allem an Pferden vorbei zu reiten. Sie will einfach allen Hallo sagen. Früher musste ich absteigen, da sie so vehement gegen die Hilfen ging. Sie nahm mich nicht mehr wahr, wenn sie auf ihrem Begrüssungs-Tripp war. Ich musste einem Weg entlang reiten, der zuerst auf beiden Seiten von Kuhweiden und dann noch von einer Pferdeweide gesäumt war. Es war also höchste Konzentration gefordert. Hildegard lief brav dem Weg entlang obwohl ich sie nur einhändig reiten konnte, da ich noch Hildegards beste Freundin als Handpferd dabei hatte. Sobald ich vom Weg abbiegen konnte liess ich Hildegard lange Zügel und entspannte ich mich selber auch wieder. Und sofort fing Hildegard ausgiebig zu gähnen an. In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr Hildegard gelernt hat sich selber zu regulieren.
Ich persönlich finde dies etwas vom Wichtigsten, das wir einem Muli beibringen können, wichtiger als jede Lektion.
Mit Pausen kannst Du Dein Muli nicht nur motivieren sich anzustrengen um etwas Neues zu lernen. Es lernt viel schneller und einfacher, es belohnt sich selber sehr effektiv und so ganz nebenbei lernt es sich selber zu regulieren und wird dadurch selbstbewusster und sicherer in schwierigen Situationen.
Wenn das keine guten Argumente für Pausen sind! Probiere es aus.
Möchtest Du mehr erfahren, wie Du mit ganz kurzen Pausen, dem Aussetzten der Hilfen Dein Muli während einer Lektion zusätzlich motivieren kannst? Dann lies meinen Blog-Artikel: «Frage-Antwortspiel und Mikro-Pausen – so wird das Maultiertraining entspannter»
Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg mit Deinem Maultier.