Abwechslung im Training – oder doch lieber Routine?

Gerade bei FreizeitreiterInnen wird Abwechslung im Pferdetraining grossgeschrieben. Manchmal kriege ich das Gefühl, man müsse seinem Muli jeden Tag etwas Neues bieten. Es gibt aber auch so viel Interessantes auszuprobierent. Ich selber arbeite auch gerne auf unterschiedlichen Arten mit meinen Tieren. Ich habe in meiner «Reit-Karriere» schon einiges ausprobiert.Wobei ich noch nie Fan davon war, wild von einer Methode zur anderen zu hüpfen. Eine Methode in ihrer Tiefe zu verstehen und anwenden zu können braucht Zeit und Einsatz. Und wenn die Kommunikation mit meinem Muli nicht so toll funktioniert, ist es fraglich eine neue Methode wirklich das Ei des Kolumbus ist und sich dann alles in Minne auflöst. (Auch wenn einem natürlich genau das versprochen wird…) Wenn mich einmal eine Trainings-Methode überzeugt hat, bleibe ich ihr treu und integriere sie in meine Arbeit. So habe ich mein Wissen langsam aber stetig erweitert und mit eigenen Erfahrungen angereichert.

Oft hört man in Freizeitreiter-Kreisen, dass Mulis besonders die intelligenten, viel Abwechslung bei der Arbeit brauchen. Und wer hat schon kein intelligentes Muli?

Was bedeutet Abwechslung? Und wie wichtig ist sie für das Muli? Mulis die artgerecht gehalten werden, idealerweise auf strukturierten Weiden sind wie von selbst verschiedensten Reizen ausgesetzt. Sie interagieren mit ihren Herden-Kumpels, bewegen sich auf unterschiedlichem Untergrund und haben als Fluchttiere natürlich immer ein Auge auf mögliche Gefahren, die da lauern können.

Ich finde es wichtig, dass das Muli im Training mit unterschiedlichen Bewegungsabläufen konfrontiert wird und –für mich ganz wichtig – mitdenken muss.

Aber bedeutet Abwechslung dem Muli ständig Neues zu bieten? Was ist mit Routine? Ist das nicht langweilig und macht die Mulis stumpfsinnig?

Ich machte mit Hildegard Anfang Jahr ein Experiment zum Thema Routine: Seit Januar bin ich Teil der Mulemanship Master Class von Ty Evans. Der Januar stand unter dem Titel: Groundwork Refinement. Also Verbesserung beziehungsweise Verfeinerung der Bodenarbeit. Ich nahm mir am 1. Januar vor, einen Monat lang nicht zu reiten und mit Hildegard wirklich dieses Fundament zu festigen. Und das obwohl man in diesem Januar sogar auf meinem Reitplatz hätte reiten können. Ich trainierte vier Tage Bodenarbeit, einen Tag ging ich mit Hildegard spazieren und zwei Tage hatte sie frei. Das klingt jetzt vielleicht öde und langweilig. Jede Woche kamen neue Aufgaben hinzu und im sogenannten Warm Up & Review wurden die gelernten Übungen zu Beginn jeder Trainingseinheit repetiert.

Mein Experiment mit Hildegard

Ich hielt mich an meinen Plan, sass kein einziges Mal auf meinem Muli. Das Ergebnis war erstaunlich und regte mich zum Nachdenken an. Hildegard war sehr entspannt und wurde immer «weicher». Hildegards Lösung auf fast alle Probleme die in ihrem Leben auftauchen können ist mit voller Wucht dagegen zu gehen. (Kleine Anmerkung am Rande: Wer mich auf meinem Hof besucht, sieht, dass die Panels beim Offenstall immer etwas schief und verschoben stehen. Alles Hildegards Werk. Soviel zum Thema mit voller Wucht dagegen gehen.).Ich machte mit Hildegard Anfang Jahr ein Experiment zum Thema Routine: Seit Januar bin ich Teil der Mulemanship Master Class von Ty Evans. Der Januar stand unter dem Titel: Groundwork Refinement. Also Verbesserung beziehungsweise Verfeinerung der Bodenarbeit. Ich nahm mir am 1. Januar vor, einen Monat lang nicht zu reiten und mit Hildegard wirklich dieses Fundament zu festigen. Und das obwohl man in diesem Januar sogar auf meinem Reitplatz hätte reiten können. Ich trainierte vier Tage Bodenarbeit, einen Tag ging ich mit Hildegard spazieren und zwei Tage hatte sie frei. Das klingt jetzt vielleicht öde und langweilig. Jede Woche kamen neue Aufgaben hinzu und im sogenannten Warm Up & Review wurden die gelernten Übungen zu Beginn jeder Trainingseinheit repetiert.

Es war als hätte sie endlich verstanden, was sie tun soll. Sie wusste was von ihr verlangt wurde und sie entschloss sich nach und nach «Ja» dazu zu sagen. Nach einem Monat freute ich mich dann so richtig wieder einmal auf Hildegard zu reiten. Und siehe da, ich hatte ein anderes Muli unter dem Sattel. Sie begann nachzudenken und nachzugeben anstatt sofort gegen die Hilfen zu gehen.

Abwechslung, bedeutes das für Muli und Menschen dasselbe?

Ein zweites Mal zum Nachdenken wurde ich angeregt durch den Podcast «Everyday Mulemanhip» von Ty Evans. In diesem Podcast werden immer wieder auch Fragen von HörerInnen beantwortet Eine Frau machte sich Sorgen, dass sich ihr Muli im Training langweilen könnte. Die lapidare Antwort darauf: Es ist eher so dass wir Menschen uns langweilen und darum unser Mulis nicht mit der nötigen Motivation trainieren. Und das färbt sich wiederum auf das Maultier ab.

Eine interessante Sichtweise. Denn was tun Mulis wenn sie machen dürfen was sie wollen? Sie grasen, streifen über die Weide, wälzen sich, grasen, kraulen sich gegenseitig, fressen, stehen herum, fressen, wälzen sich., liegen, fressen, stehen herum. Wie oben erwähnt, sind Mulis in dieser Tagesstruktur automatisch unterschiedlichen Reizen ausgesetzt und haben daher «Abwechslung». Aber Abwechslung wie wir Menschen sie verstehen, scheint für sie keine grosse Bedeutung zu haben.

Du fragst Dich nun vielleicht.Aber ist das nicht Drill gewisse Trainingseinheiten immer wieder zu wiederholen? Ich denke nicht, wenn man dem Muli immer wieder Pausen gibt und das Muli in einer positiven Atmosphäre arbeiten kann. Drill ist für mich eher die Art und Weise, wie man ein Muli trainiert. Also ob das Muli eine Wahlfreiheit hat und man dem Muli Zeit lässt Neues zu verstehen. Oder ob man das Muli vor allem kontrollieren will und zum Befehlsempfänger degradiert.

Ich finde in einem gesunden Mass ist Abwechslung spannend und anregend. Und wir Menschen sind auch ein wichtiger Aspekt im Pferdetraining. Langweilen wir uns, können wir auch nicht optimal trainieren. Ausserdem müssen wir Neues zuerst ausprobieren um zu merken, ob uns diese Trainings-Methode zusagt.

Aber manchmal ist es auch zu viel des Guten. Mulis, auch intelligente, brauchen Zeit und Wiederholung, damit sie neu Gelerntes festigen können. Ausserdem sind Mulis Gewohnheitstiere. Sie finden in der Routine auch Sicherheit.

Wie immer kommt es auf die Balance an.

Und jetzt – Abwechslung oder Routine?

Lass Dich inspirieren und probiere Neues aus. Aber denk daran: Mulis mögen Routine und können überfordert sein, wenn wir jeden Tag was anderes mit ihnen trainieren. Und wenn Du einen Weg gefunden hast, wie Du trainieren möchtest und was Dir zusagt, bleib dran, auch wenn es mal harzig läuft. Dann wirst Du auch Erfolge sehen und das motiviert ungemein. Und diese Stimmung färbt sich auch auf Dein Muli ab.

Lass Dich auch nicht unter Druck setzen, auf jeden neuen Trend im Verein, im Stall oder auf Social Media aufzuspringen.

Mit der Zeit kriegst Du ein Gefühl, wie Du am besten trainierst, was zu Dir und Deinem Pferd/ Muli passt.

Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg bei der Arbeit mit Deinem Muli!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen