Welche Ausrüstung brauche ich eigentlich, um mit dem Muli-Training vom Boden aus zu beginnen? Diese Frage wurde mir gestellt und hat sie mich zu diesem Blog-Artikel inspiriert.
Die Auswahl an Equipment ist ja unübersichtlich gross und jede Trainingsmethode schwört auf etwa anderes.
In diesem Artikel beschreibe ich Dir die wichtigsten Ausrüstungs-Gegenstände und ihre Vor- und Nachteile – aus meiner Sicht.
Eigentlich musst Du Dir nur zwei Fragen stellen, um Dich für die passende Ausrüstung zu entscheiden:
- Fühlt sich mein Muli wohl mit dem Equipment?
- Liegt es mir gut in der Hand und kann ich damit arbeiten? Wenn Du Dich mit Material herumschlägst, dass Dir nicht liegt, kannst Du nicht effektiv trainieren. So wie nicht jeder mit dem selben Kugelschreiber gut schreiben kann, kann auch nicht jeder mit dem selben Strick oder der selben Gerte gut arbeiten, egal was die neuesteTrainingsmethode gerade empfiehlt.
Halfer
Ich selber arbeite mit Knotenhalfter. Das Knotenhalfter ermöglichen es mir klare Signale zu geben. Gibt man feine Hilfen, hat man ein sehr feines Kommunikationsmittel. Es ist aber doch «scharf» genug, dass es für das Muli unangenehm wird, wenn es mit Wucht ins Halfter springt.
Wenn es Dir aber nicht wohl ist mit einem Knotenhalfter zu arbeiten kannst Du natürlich auch ein normales Halfter nehmen. Hier würde ich auf zwei Dinge achten. Der Ring in den Du den Strick einklinkst sollte nicht frei laufend sondern fest vernäht sein. Mit einem frei laufenden Ring ist es fast unmöglich präzise Hilfen zu geben. Sehr dick gepolsterte Nasenriemen verwässern die Signale stark. Hast Du ein Muli, dass schon mal stiften gehen will, würde ich Dir allerdings ein Knotenhalfter oder einen Kappzaum empfehlen. Mit einem weich gepolsterten Halfter hast Du im Ernstfall schlicht zu wenig Einwirkung.
Wichtig: Binde Dein Muli niemals am Knotenhalfter an. Das Knotenhalfter reisst nicht, wenn Dein Muli in Panik geraten sollte, was zu schweren Verletzungen führen kann.
Kappzaum
Der Kappzaum ist für die Longenarbeit oder die klassische Handarbeit gedacht. Er ermöglicht eine sehr präzise Einwirkung. Selbstverständlich kannst Du ihn auch für Bodenarbeits-Übungen einsetzen. Wenn du mit einem Kappzaum arbeiten willst, solltest Du jedoch eine kurze Longe mit einem kleinen leichten Karabiner verwenden. Schwerere Karabiner, die immer wieder an den Nasenrücken schlagen sind sehr unangenehm für Dein Muli.
Strick/Seil
Die normalen Führstricke, die wir für den täglichen Umgang und das Anbinden verwenden, sind für die Bodenarbeit zu kurz. Ich finde vier Meter lange Stricke ideal. So kannst Du Deinem Muli etwas mehr Raum lassen. Mein Favorit ist ein Bodenarbeits-Seil ohne Karabiner. Diese Seile kannst Du auch gut für die Freiarbeit als Peitschen-Ersatz verwenden. Und solltest Du ein Muli haben, dass es sich wie Hildegard zum Sport gemacht hat bei Spaziergängen oder als Hand-Muli überall Gras zu stibitzen, kannst Du das Seil hin und her bewegen, damit der Kopf wieder hoch kommt. Ein Karabiner würde Deinem Muli dann schmerzhaft an den Kiefer schlagen.
Aber für alle anderen Bodenarbeits-Übungen eignet sich natürlich auch ein Seil mit Karabiner.
Gerte / Peitsche / Fahne
Viele Übungen in der Bodenarbeit werden schwierig, wenn wir unseren Arm nicht «verlängern» können und auf etwas mehr Distanz einwirken können.
Gerte
Sie sind sehr gut geeignet, um auf kurze Distanz sehr punktgenau einzuwirken. Wenn Du nahe an Deinem Muli arbeitest und ein bestimmtes Körperteil antippen möchtest, bist Du mit einer Gerte sehr gut bedient. Tiere die mit Peitschen und Co schlechte Erfahrungen gemacht haben, fassen zu einer Gerte meist schneller Vertrauen als zu einer Peitsche oder Fahne.
Peitsche
Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn Du auf Distanz arbeiten möchtest. Und diese Distanz muss gar nicht so gross sein. Sobald Du nicht sehr nahe am Muli stehst ist eine Peitsche wirkungsvoller als eine Gerte. Mit der Peitsche kannst Du Dein Muli sowohl touchieren, was aber etwas mehr Übung braucht als mit der Gerte, aber auch mit dem Seil einen optischen Reiz erzeugen. Lange Longierpeitschen sind ungeeignet. Sehr verbreitet ist der Horsemanship-Stick/Kontaktstock mit Seil. Die sind sehr stabil und haben eine gute Länge. Mir persönlich ist der Horsemanship-Stick zu schwer und klobig. Ich bevorzuge kurze Bogenpeitschen mit 100 -120 cm Länge. Sie liegen gut in der Hand und sind sehr leicht
Fahne
Fahnen haben einen stärkeren optischen Reiz als Peitschen. Viele Tiere reagieren sehr gut auf die Fahne. Mit Hildegard arbeite ich bei vielen Übungen mit der Fahne. Diese optischen Impulse helfen ihr präzise zu reagieren. Für Ben, mein kleines Pony-Sensibelchen ist so eine Fahne allerdings ein optischer Over-Kill. Er reagiert hektisch auf die Bewegungen der Fahne. Du musst ausprobieren, ob sie für Dein Muli eine Hilfe ist oder eher nicht.
Probier aus, was Dir am besten in der Hand liegt und auf was Dein Muli gut reagiert.
Du kannst auch variieren. Bei mir stehen oft Gerte, Peitsche und Fahne am Reitplatzrand. So kann ich mir nehmen, was für die konkrete Übung am besten passt.
Ich hoffe ich kann Dir mit diesem Blog-Artikel eine kleine Entscheidungshilfe im Ausrüstungs-Dschungel geben.
Viel Spass mit Deinem Maultier!
Soweit, sogut. Zur Peitsche, diese mache ich selber mit Lederschlag für genaues touchieren (ist allerdings übungssache, zb. Kerzenlicht auslöschen ;)). Zudem ist die Gewichtsverteilung des Schlages wichtig. Was noch fehlt ist die Tagesform* von Muli und Besitzer, zudem sollte noch Untergrund und Mikroklima beachtet werden.
* Wenn du schlecht drauf bist, vergiss es mit deinem Tier zu arbeiten.