Für mich gibt es zwei wichtige Grundpfeiler für eine gute Basis mit dem Muli. Eine Basis auf die ich mein gesamtes Training weiter aufbauen kann, egal ob am Boden oder unter dem Sattel.
- Das Folgen am lockeren Strick (Den Blog Beitrag dazu 5 Gründe warum es sich lohnt das Folgen mit Deinem Maultier zu üben)
- Die Freiarbeit und die es in diesem Blog-Artikel gehen soll.
Was ist Freiarbeit?
In der Freiarbeit arbeitet man, wie der Name ja schon sagt, frei mit seinem Muli – also ohne Halfter und Strick.
In der Freiarbeit steht für mich die Kommunikation mit dem Muli im Vordergrund. Ich lerne mich mit meiner Körpersprache präzise auszudrücken und die Bewegung und die Körpersprache meines Mulis zu deuten. Und das Muli merkt, dass sein zweibeiniges Gegenüber doch kein körpersprachlicher Analphabet ist und beginnt auf meine Körpersprache zu achten
Warum ist die Freiarbeit so wertvoll im Maultiertraining?
- Wie oben schon beschrieben kann die Freiarbeit, ähnlich wie das Folgen entscheidend helfen, dass Du Dein Muli beginnt die selbe Sprache zu sprechen. Und das ist nunmal die Voraussetztung für gegenseitiges Verständnis.
- In der Freiarbeit kannst Du, wie beim Longieren auch in höheren Gangarten arbeiten. Viele Mulis finden die Freiarbeit motivierender als das Longieren. Ausserdem ist es für ein noch unausbalanciertes oder junges Muli einfacher zu verstehen als das Longieren. Dein Muli lernt, dass es sich um Dich herum bewegen soll und das es von Dir getrieben werden kann. Aber es kann seine Balance noch selber finden, herum eiern oder auch eimal losbuckeln ohne das etwas passiert. Hat Dein Muli das Prinzip verstanden, dass es sich um Dich herum bewegen soll und zwar egal wie gross oder rund diese «Zirkel» sind hat es einen wichtigen Meilenstein erreicht und kann recht einfach in die weitere Longenarbeit eingeführt werden, wenn Du das möchtest.
- Wie heisst es so schon «Wenn Du Deinem Pferd (oder Muli) Halfer und Strick abnmimmst bleibt nur noch die Wahrheit» In der Freiarbeit kannst Du viel weniger auf Dein Muli einwirken. Seine Mitarbeit musst Du Dir mit guter Kommunikation verdienen, denn Dein Muli kann jederzeit sehr einfach «Nein» sagen. Da lehrt Dich Dein Muli genau zu beobachten und präzise mit Deinem Körper zu kommunizieren. Und genau diese Fähigkeit wird Dir extrem helfen beim Umgang mit Deinem Muli oder im weiteren Training
- Freiarbeit macht einfach Spass. Ich liebe es zu improvisieren und Übungen spontan auszuprobieren, die am Halfter und Strick bereits klappen. Und wenn es halt noch nicht frei funktioniert, kein Problem einfach weitermachen mit etwas anderem. Freiarbeit ist wie ein Gespräch. Solange mein Muli und ich miteinander sprechen ist alles fein. Wie in einem angeregten Gespräch kommt man manchmal vom Hundesten ins Tausenste, blödelt ein bisschen herum und hat einfach Spass am miteinander Reden. Du darfst Dich also ruhig auch etwas treiben lassen und Anregungen Deines Mulis aufnehmen. Wichtig ist einfach, dass Du die Gesprächsleitung behälst und dass Ihr schon eine gemeinsame Sprache etabliert ist (Sonst redet ihr aneinander vorbei…)
Wie kannst Du mit der Freiarbeit beginnen?
Um mit der Freiarbeit zu beginnen macht es Sinn auf einem nicht zu grossen Platz zu trainieren, etwa einem Roundpen oder einem unterteiltem Reitplatz. Ausserdem brauchst Du einen langen Strick ohne Karabiner oder eine kurze Bogenbeitsche.
So gehst Du Schritt für Schritt für Schritt vor
Auf das musst Du besonders achten
- Du stehst gut 2 Meter von Deinem Muli weg. Wenn Du zu nahe steht kann es Dich nicht so gut sehen. Dann schaust Du in die Richtung in die sich das Muli bewegen soll, zeigst mit der Hand die Richtung an und gehst langsam aber bestimmt auf Dein Muli zu. Wenn es sich nicht bewegt treibst Du mit dem Strick oder der Peitsche. Sobald sich Dein Muli in die gewünschte Richtung bewegt lässt Du den Druck sofort nach.
- Der Strick oder die Gerte brauchst Du vorallem als optischer Reiz. In den allermeisten Fällen reicht es vollkommen, wenn Du das Seilende schwingst oder die Peitsche bewegst.
- Sobald sich Dein Muli vorwärtsbewegt, zuerst meist einfach der Einzäunung entlang, gehst Du einen kleineren Kreis in der Mitte des Platzes. Es ist nicht entscheidend ob der Kreis grösser oder kleiner ist, aber lauf nicht Deinem Muli nach sondern gehe einen möglichst gleichmässigen Kreis. So wird sich Dein Muli irgendwann Deinen Bewegungen anschliessen.
- Du bewegst Dich immer etwa auf Höhe der Sattellage. So wirkst Du von Deiner Position schon leicht treibend. bist Du zu weit vorne wirkst Du bremsend. Etwas sensiblere Mulis können sogar wenden und die Richtung wechseln, weil Du ihnen nach ihrem Verständnis den Weg nach vorne blockierst.
- Nun lässt Du das Muli locker vorwärtsgehen. Es geht nicht darum, das Muli herum zu hetzen sondern einfach locker bewegen. Das darf auch ruhig im Schritt sein. Ist Dein Muli übermütig darf es aber auch gerne ein bisschen Dampf ablassen.
- Das Muli soll in die von Dir vorgegebene Richtung laufen. Macht es einen Handwechsel, blockierst Du ihm den Weg und treibst es wieder in die gewünschte Richtung.
- Lass Dich nicht auf Laufspiele ein, um Dein Muli zu blockieren. Du stehts ja mehr oder weniger in der Mitte. Nun gehtst Du von dieser Mitte in einen Bereich an der Einzäunung wo das Muli demnächst hinlaufen wird. So kannst Du ihm den Weg abschneiden ohne Hektik und Rennerei.
- Nun heisst es das Muli beobachten, sobald es Dir die Aufmerksamkeit schenkt, kannst Du es zu Dir herein bitten. Du hast seine Aufmerksamkeit wenn sich Dein Muli entweder von der Einzäunung löst und beginnt um Dich herum zu kreisen. Oder wenn Dein Muli das innere Ohr in Deine Richtung dreht oder in Deine Richtung blickt. Sobald dies der Fall ist gehst Du rückwärts. Dein Muli wird abbremsen und Dich anschauen oder sogar zu Dir hereinkommen. Nun entspannst Du Dich und gibst ihm eine Pause. Wenn Dein Muli nicht reagiert wenn Du rückwärtsgeht, gehst Du wieder vorwärts in eine leicht treibende Position und wartest bis Dein Muli wieder auf Dich achtet. Mit der Zeit wird Dein Muli den Fokus meistens auf Dir haben. Aber das braucht ein bisschen Übung von beiden Seiten.
- Zu Dir kommen muss immer angenehm sein. Reinkommen ist Pause, Entspannung. Gib ihm wirklich eine grosszügige Pause, so dass es sich für Dein Muli lohnt sich Dir anzuschliessen.
Wenn Du und Dein Muli diese Grundlagen beherrscht habt Ihr eine gemeinsame Sprache gefunden und ihr könnt spielerisch verschiedene Elememte wie Gangartenwechsel oder später auch Handwechsel einbauen.
Wenn Dein Muli bereits das Folgen am lockeren Strick kennt kannst Du nun auch das freie Folgen entwickeln. Nachdem Dein Muli zu Dir gekommen ist, drehst Du Dich um und gehst los so dass sich Dein Muli Dir anschliesst. Bleibt es stehen , kannst Du die Hinterhand ansprechen. Läuft es weg, kein Problem dann führt ihr Euer Gespräch auf Distanz weiter. Irgendwann rufst Du Dein Muli wieder herein und Du bietest ihm wieder das freie Folgen an.
Mit der Freiarbeit öffnen sich wieder ganz neue Türen in der Zusammenarbeit mit Deinem Muli.
Viel Spass beim Ausprobieren!