Viele Mulis sind ja nicht gerade als Longier-Enthusiasten bekannt. Im Kreis zu gehen, ohne je anzukommen macht für sie keinen Sinn. Zusammen mit Hildegards Diagnose Sitzbeinhöcker Abbruch kam gleich der ultimative Trainingstipp, über Stangen longieren. Ja klar, kann ich machen, wenn ich es mir mit Hildegard definitiv verderben will.
Trotzdem kann Dir Longenarbeit gute Dienste leisten, auf die Du nicht verzichten musst.
Wichtig ist, dass Deinem Muli das Longieren einigermassen Spass machen muss. Ist das Muli gestresst, kann es nicht losgelassen gehen. Einmal ganz davon abgesehen, dass Du vermutlich nicht möchtest, dass Dein Muli die Arbeit mit Dir als stressig empfindet, wirst Du so keinen Trainingseffekt erzielen. Im Gegenteil, die Bewegung Deines Mulis wird sich eher verschlechtern.
Ist Dein Muli so wie Hildegard ein ausgesprochener Longier-Muffel, lies meinen Blog-Artikel Frust beim Longieren – 3 Tipps mehr Motivation bei Deinem Maultier . Viele Mulis lassen sich so zu ganz kurzen Longiereinheiten motivieren. Wenn nicht, gibt es auch noch andere Möglichkeiten an der Balance zu arbeiten.
Es gibt aber auch Mulis, zum Beispiel Leyla, die nichts gegen das Training an der Longe haben, solange es nicht zu lange dauert und abwechslungsreich ist.
Ich möchte Dir ein paar Tipps auf den Weg geben, wie Du Deinem Muli an der Longe zu mehr Balance und Losgelassenheit verhelfen kannst.
Dazu brauchst Du nur Longe und Kappzaum. Es geht zu Beginn sogar mit einem Knotenhalfter.
Halte die Einheiten kurz. Du kannst diese Übungen auch in Dein Bodenarbeits-Training einbauen.
Du kannst das Longieren auch noch interessanter gestalten wenn Du Dein Muli Taktstangen, Stangengassen, Pylonen oder ähnliches einbaust. Aber hier ist weniger oft mehr: Du kannst vor allem zu Beginn Dein Muli auch überfordern mit zu vielen zusätzlichen Aufgaben.
1. Ein runder Zirkel ist das Ziel und nicht der Anfang
Auf einem gleichmässigen Kreisbogen zu laufen stellt hohe Anforderungen an die Balance des Mulis. Es wird ihm zu Beginn schlicht nicht möglich sein diesen Kreisbogen zu halten, vor allem in den schnelleren Gangarten.
Ich gehe daher immer in einen Kreis mit möglichst gleichmässig, damit sich mein Muli an meinen Bewegungen orientieren kann. Kommt mein Muli allerdings aus dem Gleichgewicht, folge ich ihm bis es seine Balance wieder gefunden hat. Am Anfang eiert das Muli noch auf dem Kreisbogen. Ich finde das aber weniger schlimm, als wenn es sich in die Longe hängt. Es soll seine Balance finden können.
Ein Muli, dass sich im Schritt noch nicht auf dem Kreisbogen ausbalancieren kann, wird es im Trab sicher auch nicht können. Steigere das Tempo erst nach und nach und denke daran, dass das Muli zu Beginn im Trab einen grösseren Kreisbogen braucht.
2. Übergänge verbessern Kraft und Balance Deines Maultieres
Du kannst die Balance und auch die Kraft Deines Mulis gezielt verbessern in dem Du viel Übergänge einbaust. Entweder innerhalb der Gangart oder zwischen den Gangarten. Gerade wenn sich Dein Muli im Trab noch nicht auf dem Kreisbogen ausbalancieren kann, kannst Du immer wieder antraben und es in den Schritt zurück nehmen bevor es in Balance-Not gerät. So lernt Dein Muli sich auszubalancieren und trainiert seine Hinterhand ohne dass es in endlosen Trabvolten mit seinem Gleichgewicht kämpfen muss.
Ist Dein Muli schon weiter ausgebildet ist immer wieder angaloppieren aus dem Trab oder sogar Schritt Krafttraining pur. Aufgepasst, das ist sehr anstrengend und Dein Muli sollte nach wenigen Malen angaloppieren eine Pause kriegen.
3. Kleine Volten und Quadratvolten machen das Training spannender und Dein Muli geschmeidiger
Es muss ja nicht immer der selbe Kreisbogen sein. Ich baue immer wieder gerne kleine Volten ein. Von der Zirkelline aus lasse ich mein Muli auf einer kleinen Volte laufen und dann geht es zurück auf die Zirkellinie. Diese Übung kannst Du wunderbar mit den Übergängen kombinieren. Auf der kleinen Volte läuft das Muli «kompakter» und ist in einer guten Ausgangsposition um anzutraben. Also eine kleine Volte im Schritt und wenn Dein Muli wieder auf der Zirkellinie ist trabst Du an. Oft gelingen dem Muli so sehr schöne Trabübergänge.
Auch arbeite ich gerne auf der Quadratvolte. Diese eigentlich alte Figur wurde ja durch die Equinetic wieder populär. Im Wechsel von Ecken und Geraden muss Dein Muli immer wieder seine Balance verändern und neu finden. Spannend ist auch eine Runde Zirkel, eine Runde Quadrat im Wechsel.
Eigentlich sind Deiner Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Spiele mit Figuren und Tempi. So lernt Dein Muli seine Balance zu finden und los zu lassen. Und so macht das Longieren auch vielen Mulis Spass.
Diese Arbeit ist aber körperlich, wie auch geistig anstrengend. Mach kurze Einheiten und gib Deinem Muli danach eine Pause.
Ich hoffe Du kannst die eine oder andere Idee für Dich nutzen. Wichtig ist, dass Du Dein Muli gut beobachtest. Dann merkst Du ganz gut, ob es entspannt ist und wie es um sein Gleichgewicht steht. Und auf diese beiden Dinge kommt es an. Nur wenn wir Balance und Losgelassenheit verbessern können, ist unser Training sinnvoll und erfolgsversprechend.
Nimm Dir Zeit für diese Basics, es lohn sich!
Viel Spass und Erfolg mit Deinem Maultier.