Die lieben Mulis und das Führen. Wenn man sich in der Muli-Welt umhört, trifft man immer wieder auf ein Problem, auf das man in der Pferde-Welt kaum trifft: Führen. Mulis ziehen ihre Menschen durch die Gegend oder reissen sich gar los.
Auch ich kannte das kaum mit Pferden und musste da umlernen. Hildegard ist eigentlich ganz manierlich beim Führen, ausser man trifft bei einem Spaziergang auf Pferde.
Ein Pferd kann durchaus losschiessen, vor allem wenn es sich erschreckt. Bist Du genügend reaktionsschnell bringst Du seinen Kopf recht einfach wieder in Deine Richtung und das Pferd bremst ab.
Viele Mulis hingegen wenden beim Führen ihre Kraft durchaus taktisch an: Sie nehmen den Kopf nach aussen und drehen sich mit Wucht vom Führer weg. Die Kräfte spielen da gegen Dich. Einmal ganz abgesehen davon, dass Dein Muli eh stärker ist als Du. Die meisten, die schon einmal ein Muli geführt haben, kennen diese Situation. Und viele Mulis hatten mit dieser Taktik schon Erfolg und haben sie in ihre Tool-Box für den Umgang mit uns Menschen integriert.
Was kannst Du also tun?
Zuerst zwei ganz einfache Tipps
Führe Dein Muli besser mit einem etwas längeren Seil. Die normalen Anbindestricke sind oft sehr kurz. Dreht Dein Muli den Kopf weg, hast Du kaum mehr genügend Seil in der Hand.
Hat Dein Muli das Wegziehen als Strategie für sich entdeckt und wendet sie gezielt an, würde ich das Muli wenn irgendwie möglich vorübergehend nur noch auf einem abgesperrten Bereich führen (zum Beispiel Round Pen oder kleiner Auslauf). Der Zaun kommt Dir hier zu Hilfe. Dein Muli kann nicht wirklich weg und so bleibt das Erfolgserlebnis aus.
Mit folgenden Übungen kannst Du das Führen mit Deinem Maultier viel entspannter gestalten.
Mit folgenden Übungen kannst Du das Führen mit Deinem Maultier viel enstpannter gestalten
1. Folgen am lockeren Strick
Oft machen wir den Fehler, dass wir permanent Druck über den Strick ausüben. Das ist für das Muli unangenehm und kann durchaus ein Grund sein sich zu entziehen. Und wenn das Muli dagegen geht hast Du Dein Pulver schon verschossen. Mehr als Druck geht ja nicht. Übe also mit Deinem Muli, dass es Dir am lockeren Strick folgt. Schaut es weg oder konzentriert sich nicht auf Dich wende eine zackig in die in die andere Richtung, so dass sich Dein Muli wieder anschliesst. Bald wird es Dir entspannt am lockeren Strick folgen.
Wenn Du diese Verbindung noch weiter stärken möchtest, nimm Dir Zeit Dein Muli in der Freiarbeit und im freien Folgen zu trainieren. So habt Ihr zwei ein gutes Vertrauensverhältnis, auch in kritischen Situationen die da kommen können.
Möchtest Du mehr über das Folgen am lockeren Strick erfahren? Dann lies den Blog-Artikel: 5 Gründe, warum es sich lohnt das Folgen mit Deinem Maultier zu üben
2. Seitliches Nachgeben
Wenn sich Dein Muli entziehen will und seine Kraft gegen Dich anwendet macht es seinen Hals bretthart. Hat ein Muli nie gelernt seitlich nachzugeben wird es dies in dieser Situation garantiert nicht tun.
Hat Dein Muli hingegen gelernt auf leichten Druck weich nach zu geben, kannst Du schon reagieren, wenn sich der Kopf von Dir weg bewegt, bevor es beginnt zu ziehen. Ich finde diese Übung solltest Du und Dein Muli unbedingt können. Es ist auch der erste Schritt zu einem durchlässigen Muli unter dem Sattel.
Im Blog-Artikel Seitliches Nachgeben – eine wichtige Grundlage im Maultiertraining kannst Du noch mehr erfahren über das seitlliche Nachgeben.
- Du stellst Dich neben Dein Muli, der Strick hängt durch. Dann fährst Du mit der Hand dem Strick entlang Richtung Kopf. Das kann später schon das erste feine Signal für die seitliche Biegung sein.
- Dann führst Du die Hand nach aussen und wartest bis Dein Muli nachgibt.Dann führst Du die Hand nach aussen und wartest bis Dein Muli nachgibt.
- Sobald es nur ein klein bisschen nachgibt gibst Du SOFORT nach und zwar mehr als Du angenommen hast.
Übe die seitliche Biegung immer und immer wieder, einfach so nebenher, bis Dein Muli auf leichten Druck reagiert.
So hast Du ein feines Kommunikationsmittel, um die Aufmerksamkeit auf Dich zu lenken und es auch wieder in die Entspannung zu bringen. Und sollte Dein Muli doch einmal stiften gehen wollen, wirst Du viel einfachen seinen Kopf wieder in Deine Richtung bringen können.
3. Hinterhand weichen lassen
Die Hinterhand weichen lassen ist nicht nur eine absolut wichtige Übung für die Balance und Geschmeidigkeit Deines Mulis, sie kann Dir auch im Notfall entscheidend helfen. Erstens muss ein Muli mit beiden Beinen abdrücken, wenn es losrennen will. Seitliches Übertreten der Hinterbeine durchkreuzt diesen Plan. Zweitens, geht der Hintern nach aussen, kommt der Kopf wieder in Deine Richtung.
Es gibt sehr viele verschiedene Methoden die Hinterhand weichen zu lassen. Hier zwei Übungen, die Dir helfen könnten:
Du kannst das Übertreten als Weiterentwicklung der seitlichen Biegung trainieren. Gibt Dein Muli weich nach, drehst Du Dich Richtung Hinterhand und tipps leicht mit der Hand oder der Gerte an die Stelle an der der seitwärts treibende Schenkel liegt. Diese Übung lehrt Deinem Muli den Zusammenhang zwischen Nachgeben im Hals und Aktivieren der Hinterhand und macht Dein Muli lockerer und entspannter.
Was ich auch ganz wichtig finde, ist das Dein Muli auf ein körpersprachliches Signal mit der Hinterhand weicht. Du drehst Dich also Richtung Hinterhand und bewegst Dich mit Energie (das heisst nicht zwingend schnell) auf diese zu. Das Muli soll mit der Hinterhand von Dir weg weichen. Versteht es was Du von ihm willst, reicht oft nur noch ein Blick. Sitzt diese Übung, kannst Du in einer schwierigen Situation die Hinterhand ansprechen und so von Dir wegtreiben. Zusammen mit der seitlichen Biegung hast Du so gute Tools in der Hand, so dass Du Dich nicht auf ein Kraftspiel mit Deinem Muli einlassen musst, ein Spiel dass Du nur verlieren kannst.
Ich finde es lohnt sich diesen 3 Übungen, so einfach sie klingen viel Beachtung zu schenken und sie gewissenhaft zu trainieren. Du kommst auf Deinem Weg zu einem durchlässigen Muli einen entscheidenden Schritt weiter. Und Du hast einen Plan für den Fall der Fälle.
Ich wünsche Dir viel Spass mit Deinem Maultier.