Wann Du eine Lektion beendest kann über Erfolg oder Misserfolg im Maultier-Training entscheiden. Wie findest Du den Richtigen Zeitpunkt?

Eine Frage, die im Training immer wieder aufkommt ist: Wann soll ich aufhören? Ich beziehe mich in diesem Blog-Artikel nicht auf eine Trainingseinheit, sondern auf eine einzelne Lektion.

Wann ist der Moment, Dein Muli in die Pause zu entlassen? Diese Frage ist wichtig, denn sie kann über Erfolg oder Misserfolg im Training entscheiden. Aber sie ist gar nicht immer so einfach zu beantworten. Und wir müssen diese Entscheidung schnell treffen.

Warum ist der Zeitpunkt des Aufhörens so wichtig für Dein Maultier?

Komfort und Entspannung ist nebst Fressen die wichtigste Motivation für Dein Muli etwas zu tun oder zu lassen. Das Muli wird sich die Handlung, unmittelbar vor der Pause mit der Entspannung verknüpfen und sich einprägen. Die Motivation wird für Dein Muli gross sein, diese Handlung zu wiederholen, in der Erwartung auf den Komfort. (Im Blog-Artikel Mach mal Pause! 3 Gründe warum Pausen das Maultiertraining effektiver machen gehe ich näher darauf ein, wie Du Pausen für Dein Maultiertraining nutzen kannst)

Das Muli lernt über Pausen unheimlich schnell. Aber es kann auch für uns Negatives schnell lernen, wenn wir die Pausen falsch setzen. Deshalb ist das Aufhören im richtigen Moment so match-entscheidend.

Ein Beispiel: Dein Muli soll rückwärts weichen. Du stehst vor Deinem Muli und gibst ihm das Signal für Rückwärts. Anstatt zu weichen geht Dein Muli vorwärts gegen Dich. Du bist überrumpelt, weichst aus und setzt die Hilfen aus. Das Muli wird sich merken: Auf dieses Signal hin gegen den Menschen zu gehen führt zur Entspannung. Es wird es das nächste Mal noch einmal versuchen. Führt sein Verhalten wieder zur gewünschten Entspannung, hast Du schneller als Dir lieb ist ein büffeliges Muli. Und dieses Muli ist nicht respektlos oder frech. Es hat ganz einfach etwas Falsches gelernt. Viele sogenannten Untugenden haben ihren Ursprung in diesen «falschen» Verknüpfungen von Handlung und Entspannung.

Wie Du siehst ist es alles andere als banal, wann die Entspannung für Dein Muli kommt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören?

Frage Dich, was soll sich mein Muli merken? Es soll immer ein Schritt in die richtige Richtung sein, darf aber auch ein Mikro-Schritt sein.

Dein Muli lernt eine Lektion neu

Dein Muli hat noch keinen Plan, was Du von ihm willst. In dieser Phase, ist es wichtig, dass Du den kleinsten Schritt in die richtige Richtung belohnst. Es muss ja erst eine Ahnung kriegen, was überhaupt von ihm verlangt wird. Bleiben wir beim Rückwärtsgehen. In dieser Phase reicht eine leichte Gewichtsverlagerung nach hinten für eine Pause. Hat Dein Muli verstanden, dass es mit dem Gewicht nach hinten gehen soll, kannst Du dann einen Schritt verlangen bevor Du aussetzt. Das Muli wird dann verstehen, dass es seinen Fuss rückwärts bewegen soll. Verlange in dieser Phase nicht zu viel auf einmal. Kommt kein Erfolgserlebnis erzeugt das Frust bei Deinem Muli.

Dein Muli hat das Grundprinzip der Lektion verstanden

Dein Muli hat in unserem Beispiel des Rückwärtsgehens im Prinzip verstanden. Es weiss, dass es sich diese Hilfe hin rückwärts bewegen soll. Das Fernziel ist ja nicht, dass Dein Muli einfach irgendwie rückwärts geht, sondern locker, im Takt und so weiter. Wollen wir dieses Ziel erreichen reicht einfach rückwärts nicht mehr. Was belohnen wir jetzt mit Pause? Simpel Schritte zählen, also zuerst einen Schritt, dann zwei und so weiter bringt wenig. Denn zehn schlechte Schritte bringen Dich und Dein Muli nicht weiter, im Gegenteil. Jetzt muss der Fokus auf einem lockeren Schritt liegen. Vielleicht ist das schon der erste Schritt, vielleicht ist erst der fünfte Schritt locker und die ersten vier waren noch verspannt. Egal, den ersten lockeren Schritt belohnst Du mit einer Pause.

Überlege Dir also immer, egal ob im Umgang, in der Bodenarbeit oder beim Reiten: Was ist mein Ziel, welches ich mit meinem Muli erreichen möchte?. Und dann ist es eigentlich nicht mehr so schwierig zu entscheiden, wann Du die Signale aussetzt und Dein Muli in die Pause entlässt.

Übrigens: Es ist unvermeidlich, dass Du einmal im falschen Moment aufhörst, Fehler passieren. Das ist auch nicht schlimm. Einmal ist schliesslich kein Mal. Wichtig ist, dass Du Dir bewusst bist, dass Dein Muli genau diese Aktion wiederholen wird, weil es sich die so gemerkt hat. Beim nächsten Mal hast Du also eine zweite Chance zu korrigieren und dann kommt Dein Muli wieder auf den «richtigen Weg»

Das Gegenteil von Aufhören ist Dranbleiben. Ein paar Gedanken dazu.

Wenn es noch nicht Zeit zum Aufhören ist, müssen wir halt auch einmal dranbleiben. Aber das ist gar nicht immer so einfach. Es braucht Durchhaltevermögen weiter zu machen, bis beim Muli der Groschen gefallen ist. Aber was heisst weitermachen?

Stell Dir vor, Dir will jemand etwas erklären, aber Du stehst auf dem Schlauch. Wenn Dir Dein Gegenüber einfach mantra-artig die selbe Erklärung wiederholt, vielleicht laut oder sogar wütend wird und Dir zu verstehen gibt, dass Du einfach zu doof bist, um es zu kapieren, ist das wenig hilfreich. Du bist frustriert, gestresst vielleicht auch verunsichert aber gelernt hast Du nichts. Deinem Muli geht es genauso. Dran bleiben heisst also nicht einfach den Druck zu verstärken.

Wir müssen uns viel mehr in unser Muli hinein denken. Wo hängt es genau fest? Wie ein guter Lehrer müssen wir versuchen, die Aufgabe anders zu erklären, Eselsbrücken zu bauen und dem Muli auf die Sprünge zu helfen. Da ist Einfühlungsvermögen und Kreativität gefordert. Manchmal müssen wir auch die Anforderung etwas herunterschrauben. Der Schritt den wir verlangen ist vielleicht für das Muli gerade zu gross. Dann bauen wir einen Zwischenschritt ein, den wir dann mit einer Pause belohnen. Dies ist kein Rückschritt im Gegenteil.

Wichtig ist auch, dass Dein Muli eine grosszügige Pause kriegt, wenn es lange gebraucht hat, um die richtige Lösung zu finden. Es kann gut sein, dass Dein Muli etwas gestresst ist, weil es nicht gewusst hat, was es tut soll. Nun braucht es auch genügend Zeit, um sich zu entspannen. Kleine Aufgaben kannst Du mit kleinen Pausen belohnen, grosse Aufgaben, die schwierig zu bewältigen waren brauchen auch eine grosse Pause. So bleibt die Motivation bei Deinem Muli erhalten sich auch mal ein bisschen anzustrengen.

Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg mit Deinem Maultier

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